Eigentlich hatte mich die Nachricht, dass in Eiern Dioxinrückstände gefunden wurden, nicht sonderlich überrascht. Gut, es hätte auch eine andere Chemikale sein können. Aber fällig war's!

Auch die sofort nachgeisternden - und letztlich haltlosen - Meldungen waren berechenbar: Öko-Eier seien auch nicht besser (nachgewiesenermaßen Schwachsinn, aber so lässt sich die eigene Geiz-ist-Geil-Mentalität leichter rechtfertigen) und schließlich die Hilferufe, man könne ja gar nichts mehr mit gutem Gewissen essen.

Offenbar ist die naturwissenschaftlich oft erschreckend unbeleckte Masse der Bevölkerung außerstande, den Meldungen auf den Zahn zu fühlen. Geht es um den Nachweis winziger Spuren von Stoffen, deren Existenz längst bekannt, als unvermeidlich hingenommen und seit Jahrtausenden vom Körper toleriert werden - man denke an Acrylamid, das nicht nur in Pommes, sondern auch in Lebkuchen und Vollkornbrot vorkommt - und die ihre Entdeckung einfach der unwahrscheinlich leistungsfähig gewordenen Analytik verdanken.

Oder geht es um klare Überschreitung von Grenzwerten, um Stoffe, die nur durch skandalöse, von Profitgier initiierte Machenschaften in der Nahrungskette landen oder die wirklich erstmalig als schädlich erkannt und in bestimmten Produktgruppen identifiziert worden sind?

Zugegeben, dem Laien fällt die Unterscheidung nicht immer leicht. Aber im Zweifelsfalle wird mit den medialen Rattenfängern die Stimme erhoben und ach und weh geklagt, nicht selten bar jeder Ahnung, was eigentlich hinter der Meldung steckt. 

Am unglaublichsten empfinde ich aber noch immer die Schizophrenie derjenigen Verbraucher, die laut klagen, für drei Wochen auf "Nuller-Eier" umsteigen, dann wieder (aus Gründen, die einen eigenen Text füllen würden) beim Discounter landen und am Ende noch glauben, man bekäme dort alle Qualität der Welt geschenkt. Sicher nicht ohne Grund lassen manche der riesigen "Biobetriebe", die auch die Discounter beliefern, das Fernsehen nicht filmen und gibt keine Auskünfte über ihre Haltungsbedingungen. Ein Skandal ist nicht existent, sobald die Medien ihn nicht mehr auf die Titelseiten setzen. Und wenn BILD wieder zu anderen fesselnden Themen übergeht (Horror in Kairo), ist offenbar auf dem Eiermarkt alles wieder im Lot.

Könnte man nicht auch einmal vorausschauen und sich VOR dem nächsten Lebensmittelskandal an den 10 Fingern abzählen, dass kein Mensch Putenfleisch in Bioqualität für 5 Euro pro Kilo herstellen kann - und die billige Ware sowohl für den Verbraucher als auch die Umwelt und die Tiere untragbar sein muss? Um nur ein überfälliges Beispiel zu nennen ...