Zu den abartigsten Dingen, die für die Gesundheit propagiert werden, gehört meiner Ansicht nach der Konsum von eigenem Urin. Wäre noch durch fremden Urin zu toppen, okay. Aber was macht's für einen Unterschied?

Urin ist eine durch die Nieren aus dem Blut abgeschiedene Flüssigkeit, einzig zu dem Zweck, um giftige Stoffe (vor allem den Abfallstoff Harnstoff, Abbauprodukt der Eiweißverwertung) aus dem Körper zu entfernen. Harnstoff kann bestenfalls auf der Haut segensreich wirken, da es deren Feuchtigkeitsgehalt stabilisiert. Das geht aber auch mit Creme, und orale Aufnahme ist schon gar nicht vonnöten.

Neulich hörte ich als Argument, Urin enthalte wertvolle Nährstoffe ...

Die Natur hat mit der Niere ein perfekt funktionierendes Organ geschaffen, das alle Nährstoffe (Eiweiß, Fett, Zucker) zuverlässig zurückhält bzw. zurückgewinnt. Wer etwas davon in seinem Urin hat, ist krank.

Oder sind statt Nährstoffen Mineralstoffe gemeint?

Von den mit dem Blut in den Primärharn gelangten Salzen (ca. 1,2 kg in 180 Litern Flüssigkeit) werden weit über 99% zurückgewonnen, bevor der Urin die Blase erreicht. Wir verlieren täglich noch 8 Gramm, gelöst in ca. 1,5 l. Der überwiegende Teil dieser Salze ist Kochsalz, Natriumchlorid, von dem wir ohnehin meist zu viel zu uns nehmen und das wir mit der Nahrung reichlich (und appetitlicher) konsumieren können. Letzteres gilt auch für alle anderen Mineralstoffe, die vielleicht in winzigen Spuren die gelbe Brühe "bereichern".

Was steckt hinter der fixen Idee, Urin zu trinken?

Vor allem wahrscheinlich der Gedanke, sich für seine Gesundheit überwinden zu müssen, zu leiden. "Medizin muß bätter sein, sonst nötzt sie nächts", wie der unvergeßliche Professor "Schnauz" in der Feuerzangenbowle doziert. Einfach menschlich?

Vielleicht ist es immer noch Selbstkasteiung genug, auf manch übermäßiges Fett zu verzichten oder etwas mehr Gemüse oder Vollkornbrot zu essen.

Eigentlich hatte mich die Nachricht, dass in Eiern Dioxinrückstände gefunden wurden, nicht sonderlich überrascht. Gut, es hätte auch eine andere Chemikale sein können. Aber fällig war's!

Auch die sofort nachgeisternden - und letztlich haltlosen - Meldungen waren berechenbar: Öko-Eier seien auch nicht besser (nachgewiesenermaßen Schwachsinn, aber so lässt sich die eigene Geiz-ist-Geil-Mentalität leichter rechtfertigen) und schließlich die Hilferufe, man könne ja gar nichts mehr mit gutem Gewissen essen.

Offenbar ist die naturwissenschaftlich oft erschreckend unbeleckte Masse der Bevölkerung außerstande, den Meldungen auf den Zahn zu fühlen. Geht es um den Nachweis winziger Spuren von Stoffen, deren Existenz längst bekannt, als unvermeidlich hingenommen und seit Jahrtausenden vom Körper toleriert werden - man denke an Acrylamid, das nicht nur in Pommes, sondern auch in Lebkuchen und Vollkornbrot vorkommt - und die ihre Entdeckung einfach der unwahrscheinlich leistungsfähig gewordenen Analytik verdanken.

Oder geht es um klare Überschreitung von Grenzwerten, um Stoffe, die nur durch skandalöse, von Profitgier initiierte Machenschaften in der Nahrungskette landen oder die wirklich erstmalig als schädlich erkannt und in bestimmten Produktgruppen identifiziert worden sind?

Zugegeben, dem Laien fällt die Unterscheidung nicht immer leicht. Aber im Zweifelsfalle wird mit den medialen Rattenfängern die Stimme erhoben und ach und weh geklagt, nicht selten bar jeder Ahnung, was eigentlich hinter der Meldung steckt. 

Am unglaublichsten empfinde ich aber noch immer die Schizophrenie derjenigen Verbraucher, die laut klagen, für drei Wochen auf "Nuller-Eier" umsteigen, dann wieder (aus Gründen, die einen eigenen Text füllen würden) beim Discounter landen und am Ende noch glauben, man bekäme dort alle Qualität der Welt geschenkt. Sicher nicht ohne Grund lassen manche der riesigen "Biobetriebe", die auch die Discounter beliefern, das Fernsehen nicht filmen und gibt keine Auskünfte über ihre Haltungsbedingungen. Ein Skandal ist nicht existent, sobald die Medien ihn nicht mehr auf die Titelseiten setzen. Und wenn BILD wieder zu anderen fesselnden Themen übergeht (Horror in Kairo), ist offenbar auf dem Eiermarkt alles wieder im Lot.

Könnte man nicht auch einmal vorausschauen und sich VOR dem nächsten Lebensmittelskandal an den 10 Fingern abzählen, dass kein Mensch Putenfleisch in Bioqualität für 5 Euro pro Kilo herstellen kann - und die billige Ware sowohl für den Verbraucher als auch die Umwelt und die Tiere untragbar sein muss? Um nur ein überfälliges Beispiel zu nennen ... 

mikhydrLinks: Das Wassernetz (Hydrodictyon) ist ein dankbares Objekt. Die miteinander dreidimensional vernetzten Algenzellen bilden ein zähes, watteartiges, grünes Netz, das im Sommer in vielen Gewässern zu finden ist.

Es geht mit einfachen Mitteln ...

Eine ganz neue, faszinierende Welt der Pflanzen erschließt sich, wenn man sich die Mühe macht, sie unter dem Mikroskop zu betrachten. Hier soll jetzt nicht eine kleine Internetseite ein Lehrbuch der perfekten Mikroskopie ersetzen - vielmehr möchte ich ein paar einfach Tips geben, wie man ohne teure Ausrüstung (ein einfaches Schülermikroskop zeigt schon sehr viel) schnell und einfach wirklich eindrucksvolle Einblicke bekommt und das Frusterlebnis "ist ja alles nur ein unscharfer, schwarzer Batzen", "ich seh' da gar nix" vermeidet. Auch die hier gezeigten Bilder sind mit einfachen Mitteln entstanden.

Die nötige Minimalausrüstung

Ein Mikroskop, Objektträger, Deckgläschen, Rasierklinge, Stecknadel, Papiertaschentuch

dazu evtl. noch FCA-Lösung (s.u.) und eine Kerze

 

Die Wahl des Objekts ...

... ist vielleicht das Wichtigste. Viele Pflanzengewebe sehen nicht nur langweilig aus, sie sind es auch. Manche wären faszinierend, bekäme man sie nur in eine mikroskopierfähige Form. Interessant und geeignet sind z.B.

- Querschnitte durch dicke, nicht zu harte Blattrippen (sie zeigen die Leitgewebe für Wasser und Nährstoffe)
- Querschnitte durch dickere, nicht zu harte Blätter (Clivie, Fleißiges Lieschen)
- Querschnitte durch noch nicht verholzte, kantige Stengel (Taubnessel; die Kanten enthalten Leitbündel und Stützgewebe)
- Flächenschnitt (oberste Zellschicht) von der Unterseite dicker Blätter (zeigen die Spaltöffnungen)
- Kiefernpollen (mit je zwei Luftsäcken!)
- Algen und Schwebstoffe aus stehenden Gewässern
- Wurzelhaare (Weizen o. Kresse auf nassem Zellstoff ankeimen lassen)
- Schnitte mit Pflanzenhaaren, v.a. die Brennhaare der Brennessel (ist nicht jedermanns Sache)
- Blütennarben (nicht frisch aufgeblüht, nicht von Zimmerpflanzen: bestäubte Narben zeigen oft einwachsende Pollenschläuche; geeignet ist z.B. die Sonnenblume (s. Bild unten rechts)

Sehr interessant, aber schwierig zu schneiden sind Koniferennadeln, Hölzer, Frucht- und Samenanlagen; von solchen Objekten sollte man am Anfang Abstand nehmen.

mikmic

links: Die Jochalge Micrasterias ist eine der vielen bizarren Gebilde, die beim Durchforsten des Weihers gefunden werden können.

darunter links: Pollen einer Lilium-Art

darunter rechts: Pollenschläuche wachsen in die Narbe einer Sonnenblume

 

 

 

 

 

 

mikpol

mikhelDie Schnittechnik

Für Objekte, die geschnitten werden müssen, benötigt man vor allem eine frische Rasierklinge. Das Objekt wird fest zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten (nicht auf einer Unterlage schneiden!) und die Klinge in einer Richtung, ohne abzusetzen, schräg darübergezogen. Mehr ziehen als drücken! Zum Festhalten kann das Objekt auch zwischen zwei Styroporstücke geklemmt werden, was u.U. das Schneiden dünner, weicher Objekte erleichtert. Der erste Schnitt dient in der Regel dazu, eine gerade Schnittfläche zu erhalten, es folgen mehrere weitere Schnitte, aus denen man anschließend den besten auswählt. Es werden die Schnitte ohne Unterbrechung hintereinander geführt, damit alle Schnittflächen völlig parallel gelingen. Der Schnitt sollte so dünn wie möglich sein, muß durchscheinend wirken und braucht nicht größer als wenige Millimeter zu sein. Übung macht hier schnell den Meister!
Der Schnitt wird mit der Stecknadel vorsichtig auf die Mitte des Objektträgers überführt.

Die Präparation
Objektträger und Deckglas müssen sauber sein!
Der Schnitt bzw. das Objekt werden sofort mit zwei Tropfen Wasser bedeckt.
Das Deckglas wird von der Seite her an den Wassertropfen herangeschoben und dann langsam auf das Objekt gelegt. Dabei vermeidet man Luftblasen, die im Mikroskop als schwarze Kügelchen zu sehen wären. Das Deckglas sollte auf der gesamten Fläche (möglichst aber nicht darüberhinaus) auf Wasser liegen; einen weiteren Wassertropfen kann man bei Bedarf von der Deckglaskante aus hineinlaufen lassen. Gelingt dies nicht oder das Deckglas liegt sogar schräg, ist der Schnitt zu dick.

... und dann der Blick in den Mikrokosmos!

Auf die genaue Bedienung des Mikroskops kann hier nicht eingegangen werden - lediglich an zwei Grundregeln sei erinnert:
- Jede Beobachtung beginnt mit der kleinsten Vergrößerung
- Vor dem Scharfstellen nähert man Objektiv und Objekt einander an, um sie dann - mit dem Auge am Okular - bis zum scharfen Bild voneinander zu entfernen. Ansonsten kann es bei größeren Objektiven passieren, daß man das Objekt mit der Linse durchbohrt, während man ahnungslos ins Okular linst.

 

Die perfekte Lösung zum schnellen Färben

Mikroskopische Schnitte, die unterschiedliche Zelltypen in verschiedenen Farben zeigen, sind für manche ein Wunderwerk, das sie nur aus Lehrbuchphotos oder populärwissenschaftlichen Zeitschriften kennen. Dabei ist der Aufwand gering, wenn man die richtige Färbelösung benutzt.
Neben den unzähligen Empfehlungen aus der Literatur ist das - meiner Ansicht nach - genialste Rezept die FCA-Lösung von Dr. Etzold (Uni Erlangen, u.a. betreute er dort viele Jahre lang mikroskopierende Studenten in mykologischen und botanischen Praktika):

Eisessig 20 ml
Fuchsin 0,1 g (basisches Fuchsin, Neufuchsin, Diamantfuchsin, nicht Säurefuchsin!)
Chrysoidin 0,143 g
Astrablau 1,25 g
Wasser ad 1000 ml (oder statt Eisessigzusatz in 1 ltr. 2% Essigsäure lösen)

Diese Menge, einmal gemixt, reicht lebenslänglich. Kleinere Ansätze erfordern allerdings der geringen Substanzmengen wegen sehr präzise Waagen.

Die Anwendung ist einfach:
Der Schnitt wird auf einer Seite des Objektträgers in 1 - 2 Tr. der Färbelösung gelegt, über der Flamme mehrfach vorsichtig bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt, durch Zufügen und Absaugen von Wasser gewaschen und in der Mitte des Glases wie oben beschrieben betrachtet.


mikfestBlau erscheinen die (dünnen) Wände lebender Zellen, weiches, evtl. teilungsfähiges Gewebe, Schwamm- und Assimilationsparenchym.

Rot werden verholzte Zellwände, tote Zellen (v.a. Stützgewebe, Epidermis und Wasserleitende Gefäße) gefärbt.
Orange ist die dünne Cuticula auf der Epidermis oft erkennbar.
Grün bleiben die Chloroplasten erhalten.

In dickeren Schnitten (wie links) kann die (oft stark verdunkelnde) Färbung der Chloroplasten vorher (nicht im Nachhinein!) durch kurzes Aufkochen in Chloralhydrat (Technik wie beim Erwärmen mit FCA, hinterher sehr gründlich spülen) entfernt werden. Hier ist der sachgerechte Umgang mit dieser Chemikalie besonders wichtig!

links: Querschnitt durch den Grashalm einer Festuca-Art

 

Zum Schluß: das mikroskopische Photo

Natürlich gibt es Adapter, die Kamera und Mikroskop miteinander verbinden. Aber natürlich ist so etwas nicht zur Hand, paßt nicht auf die eigene Kamera oder wäre schlicht zu teuer. Darum zum Schluß der simple Tip, mit dem manchmal erstaunliche Ergebnisse möglich sind: Digitalkamera (mit Zoom entfällt der schwarze Ring) einfach vor den Tubus halten. Abdrücken. Fertig. Funktioniert.

Ähre s. Blütenstand

Ameisenpflanzen Pflanzen mit Ameisensymbiosen. Die Pflanze profitiert im Allgemeinen durch eine effektive Verteidigung gegen Fressfeinde und Überwucherung durch andere Pflanzen, sie bietet dem Volk meist Fraßkörper und eine solide Behausung. 

Anemogamie, auch  Anemophilie: Bestäubung durch den Wind bzw. die Anpassung daran

Ausbreitung s. Verbreitung

Balgfrucht s. Frucht

Beere s. Frucht

Befruchtung Verschmelzen der männlichen Keimzelle (aus dem Pollenkorn) mit der weiblichen Keimzelle (Eizelle in der Samenanlage).

Bestäubung Der Vorgang, bei dem Pollen auf eine Narbe gelangt. Nicht zu verwechseln mit Befruchtung. Um eine möglichst selektive Fremdbestäubung sicherzustellen, haben viele Blütenpflanzen im Zusammenspiel mit bestäubenden Tieren besondere Mechanismen entwickelt, die effizient den Bestäuber mit Pollen beladen oder nur ganz bestimmte Bestäuber anlocken. Angelockt werden nicht nur Nektarkonsumenten: Blüten täuschen auch Aasgeruch (Fliegen!) oder mit ihrer Blütenform Sexualpartner (vielfach bei Orchideen) vor.

Vormännlichkeit bzw. Vorweiblichkeit, die zeitlich aufeinanderfolgende Reife der männlichen und weiblichen Blütenteile, vermindern das Risiko, vom eigenen Pollen bestäubt zu werden. Alternativ verhindern chemische Signale bei einer Selbstinkompatibilität das Einwachsen des Pollenschlauchs in die Narbe der eigenen Blüte.

Zu den kompliziertesten Bestäubungsmechanismen gehören die Kesselfallen der Aronstabgewächse.

Bestäubungstypen Je nach Bestäubungsart unterscheidet man unter anderem:

- Selbstbestäubung und Fremdbestäubung

- Bestäubung durch Wind, Wasser oder Tiere, bei letzteren kommen Fledermäuse, Vögel und Insekten in Frage.

Blatt Das Blatt besteht aus dem Blattstiel (wenn das Blatt nicht ungestielt ist) und der Blattfläche (Blattspreite). Den Blattrand am Blattstielansatz nennt man BlattgrundBlattachsel nennt man die Stelle, wo der Blattstiel am Stengel sitzt. In der Blattachsel befindet sich stets eine Knospe (nicht immer erkennbar). Blätter können ungeteilt oder in einzelne Teilblättchen zerteilt (gefiedert) sein. Bei mehrfach gefiederten Blättern sind die Fiederblättchen wiederum gefiedert. Bei einfach gefiederten Blättern unterscheidet man paarig gefiederte (mit Ranke an der Spitze oder ganz ohne etwas am Blattende, daher eine gerade Anzahl an Fiederblättchen) und unpaarig gefiederte Blätter (ungerade Fiederblättchenzahl, da eines an der Spitze des Blattes steht). Die Blattstellung kann wechsel-, gegen-, kreuzgegen-, quirl- oder grundständig sein (siehe beim jeweiligen Stichwort). 
Wichtige Bezeichnungen für Blattformen und Blattränder sind am Ende abgedruckt.

Blaualgen fälschliche Bezeichnung für grüne Bakterien (Cyanophyceen, Cyanobakterien)

Blütenaufbau:

Staubblätter
(aus Staubbeutel und Staubfaden)

Krone (aus meist farbigenKronblättern,
freiblättrig oder verwachsen)


Kelch
(aus oft grünen Kelchblättern
freiblättrig oder verwachsen)

lexbluete

Stempel, bestehend aus


 Narbe

Griffel (kann fehlen)

Fruchtknoten

Blütenstiel


Bei rein männlichen oder rein weiblichen Blüten fehlen Stempel bzw. Staubblätter. Es gibt auch (allerdings nie ausschließlich) völlig sterile Blüten. Sie dienen dazu, Insekten zum ganzen Blütenstand anzulocken.

Blütenhülle Kelch und Krone zusammen. Manchmal ist die Blütenhülle einfach, d.h. es gibt nur eine Sorte von Blütenblättern ("Perigonblätter"). Vereinfachend werden sie manchmal Kronblätter genannt. Die Blütenhülle kann ganz oder teilweise fehlen.

Blütenköpfchen s. Köpfchen

Blütenkörbchen s. Körbchen

Blütenstand Von einem Blütenstand spricht man, wenn mehrere Blüten beisammen stehen. Ein Blütenstand kann sehr locker sein (Rispe, Traube, Ähre, Dolde, Doppeldolde, s. die jeweilige Abbildung) oder auch dicht gedrängt (s. Köpfchen, s. Körbchen).Für den Begriff Fruchtstand gilt entsprechendes.

lexfrstand

Blütenstiel s. Blütenaufbau

CAM-Stoffwechsel Crassulacean Acid Metabolism, Zeitliche Trennung der CO2-Fixierung in Form von Äpfelsäure (nachts) und Reduktion im Calvinzyklus bei geschlossenen Spaltöffnungen (tags). Der CAM-Stoffwechsel erlaubt Photosynthese bei geschlossenen Spaltöffnungen, d.h. auch in großer Hitze bei nur minimaler Verdunstung.

Carnivore sog fleischfressende Pflanzen, meist Insectivore, d.h. Pflanzen mit zu Fangorganen umgebildeten Blättern. Die Tiere werden verdaut, um den Mineralstoffhaushalt (v.a. Stickstoff) der Pflanzen zu decken. Vor allem anzutreffen auf sehr stickstoffarmen Böden (Moore, Kalkfelsen). Heimisch sind die Arten der Gattungen Drosera (Sonnentau), Utricularia (Wasserschlauch) und Pinguicula (Fettkraut). Vertreter der trop. Kannenpflanzen (Nepenthes) können sogar Frösche fangen und verdauen.

Chlorophyll Grüner Blattfarbstoff mit zentraler Bedeutung für die Photosynthese (s. dort)

Chloroplasten Organelle der Pflanzenzelle, Orte der Photosynthese. C. höherer Pflanzen sind linsenförmig und mehr oder weniger zahlreich in den Zellen zu finden, bei Algen auch in anderen Formen. Jochalgen enthalten einen riesigen Chloroplasten, der praktisch die ganze Zelle erfüllt.

Ihr Aufbau ist dem von Bakterien grundsätzlich ähnlich (Zusammensetzung der inneren Membran, Ausstattung mit eigener DNA, Ribosomen etc). Eine zusätzliche, äußere Membran ist ein weiterer Hinweis, dass Chloroplasten (wie auch Mitochondrien) aus symbiontischen (in diesem Fall grünen) Bakterien entstanden sind (Endosymbiontenhypothese).

Dolde s. Blütenstand

Doppeldolde s. Blütenstand

Epiphyten Aufsitzerpflanzen, lichtparasitär lebende Gewächse, die meist besondere Strategien entwickelt haben, um (ohne echten Parasitismus) an Wasser und Mineralstoffe zu kommen. Bisweilen in Symbiose mit Ameisenvölkern (s. Ameisenpflanzen).

Fahne s. Schmetterlingsblüte

Fiederblättchen s. Blatt

Fleischfressende Pflanzen s. Carnivore

Flügel s. Schmetterlingsblüte

freiblättrig einzeln stehend, nicht zusammengewachsen (s. verwachsen)

Früchte Bildungen des Fruchtknotens (gebildet aus den Fruchtblättern), manchmal auch anderer Blütenteile. Früchte dienen auf verschiedene Weise dem Schutz und der Verbreitung (s. Verbreitung) der enthaltenen Samen. Echte Früchte bestehen stets aus der Fruchtwand und den Samen. Man unterscheidet unter anderem:

- Schote: Frucht der Kreuzblütengewächse, aus zwei Fruchtblättern gebildet. Die Samen findet man beim Öffnen an beiden Seiten (z.B. Silberpfennig, Hirtentäschel)

- Hülse: Schotenähnliche Frucht z.B. der Schmetterlingsblütengewächse, aber aus nur einem Fruchtblatt. Hülsen öffnen sich trotzdem entlang beider Seiten (s. Balgfrucht). Beim Öffnen findet man die Samen alle an einer Seite angewachsen (z.B. Bohne, Erbse).

- Balgfrucht: Hülse, die sich nur auf einer Seite öffnet (z.B. Akelei)

- Kapsel: aus zwei oder mehr Fruchtblättern gebildete Frucht, die die losen Samen durch Poren oder einen Deckel freigibt (z.B. Mohn).

- Nuss: Der Same wird von einer harten Fruchtwand umgeben (z.B. Haselnuss, Getreide)

- Beere: Die Samen (meist viele) werden von einer fleischigen Fruchtwand umgeben (z.B. Tomate)

- Steinfrucht: Ein Same wird von einer außen fleischigen, innen harten Fruchtwand umgeben (z.B. Pfirsich)

- Scheinfrucht: Frucht, die nicht oder nur zum Teil aus dem Fruchtknoten entsteht (z.B. Apfel, Erdbeere)

- Sammelfrucht: Verbindung mehrerer Früchte einer Blüte zu einer "Frucht" (z.B. Himbeere, Erdbeere). Es gibt je nach Natur der Einzelfrüchte u.a. Sammelscheinfrüchte (Ananas, Erdbeere), Sammelsteinfrüchte (Brombeere, Himbeere) usw. 

Fruchtblätter Blätter, die zum Fruchtknoten verwachsen sind. Ihre Anzahl ist oft nicht eindeutig sichtbar.

Fruchtknoten s. Blütenaufbau

Fruchtstand s. Blütenstand

gefiedert s. Blatt

gefingert s. Blatt

gegenständig Stellung der Blätter, wenn sie nicht einzeln am Stengel stehen, sondern jeweils zwei einander gegenüber. Stehen mehr als zwei Blätter an einer Stelle, spricht man von quirliger Stellung.

gespornt Kronblätter (oder Kelchblätter) können gespornt sein, d.h. sie tragen einen spitzen, tütenförmigen oder stumpfen Fortsatz, der durch eine Ausbeulung/Ausbuchtung der Blätter entsteht (sog. Sporn).

Griffel s. Blütenaufbau

grundständig Stellung der Blätter so tief unten am Spross, daß sie direkt aus der Erde zu kommen scheinen (Löwenzahn!).

Gutattion "Tröpfchenbildung", aktive Wasserausscheidung, v.a. bei hoher Luftfeuchtigkeit, um bei geringerem Transpirationssog einen Wasserstrom aufrecht zu halten (Frauenmantel).

Heterocarpie Unterschiedliches Aussehen von Früchten einer Art, z.B. für verschiedene Verbreitungsstrategien

Heterostylie Unterschiedliche Griffellängen zur Sicherstellung von Fremdbestäubung (Primel)

Hochblätter Blätter, die auffällig dicht unter der Blüte oder dem Blütenstand stehen. Oft haben sie eine besondere Form oder Größe, manchmal sehen sie auch kelchblattartig aus.

Honigblätter kronblattartige Staubblätter, vor allem bei Hahnenfußgewächsen. Vereinfachend werden sie oft als Kronblätter bezeichnet.

Hüllblättchen (oder: Hüllblätter) meistens grüne, kelchblattartige Blättchen, die ein Köpfchen umgeben.

Hülse s. Frucht

Hydrophyten sekundär wasserlebende Pflanzen (Seerose)

Hygrophyten Pflanzen mit besonderen Anpassungen an sehr feuchte Lebensräume (Sumpfdotterblume)

Kapsel s. Frucht

Kelch s. Blütenaufbau

Kelchblätter s. Blütenaufbau

Kelchhaare (auch: Pappus) Haarkranz, der bei den Blüten mancher Körbchen anstelle eines Kelches zu finden ist. Die Haare dienen meistens der Windverbreitung der reifen Frucht (Löwenzahn!)

Kelchzähne oft für Kelchzipfel verwendet

Kelchzipfel s. Kronzipfel

Köpfchen (oder: Kopf, Blütenk.) viele dicht zusammengedrängt stehende Blüten, die auf den ersten Blick oft wie eine große, kugelige oder halbkugelige Einzelblüte wirken (z.B. bei Klee).

Körbchen (oder: Blütenkörbchen) viele schmale Blüten, die auf einem gemeinsamen Körbchenboden ohne Blütenstiel eng gedrängt stehen 

kreuzgegenständig Sonderfall gegenständiger Blätter: von oben gesehen stehen die Blattpaare immer um 90° gedreht (senkrecht) über dem nächstunteren. Meistens ist der Stengel dann vierkantig. Vor allem bei Lippenblütengewächsen.

Kronblätter s. Blütenaufbau

Krone s. Blütenaufbau

Kronzipfel, Kelchzipfel die nicht verwachsenen Spitzen einer Kron- oder Kelchröhre. An ihnen kann man oft abzählen, aus wievielen Kron- oder Kelchblättern die Röhre verwachsen ist.

Lippenblüte Blütentyp mit verwachsenen Kronblättern, deren Kronzipfel mehr oder weniger deutlich Ober- und Unterlippe ausbilden. Vor allem in der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceen), ähnliche Blütenformen aber auch anderswo.

Narbe s. Blütenaufbau

Nebenblätter kleine Blättchen (selten auch große), die neben dem Blattstiel direkt am Stengel sitzen. In manchen Familien (Schmetterlingsblütengewächse, Rosengewächse) sehr häufig, in anderen nie. Nebenblätter zählen nicht mit, wenn die Blattstellung (s. gegenständig, wechselständig oder quirlig) bestimmt wird.

Nuss s. Frucht

Oberlippe s. Lippenblüte

oberständig Stellung des Fruchtknotens oberhalb der Stelle, wo Kelch- und Kronblätter angewachsen sind. Ein oberständiger Fruchtknoten ist von oben in der Blüte zu sehen.

paarig gefiedert s. Blatt

Pappus s. Kelchhaare

Photosynthese Wichtigster Stoffwechselweg der Pflanzen und Cyanophyceen:

In einer lichtabhängigen und einer Dunkelreaktion werden organische Moleküle (Glucose) aus CO2  Wasser aufgebaut. Als Energiequelle dient (Sonenn-)licht. Die Glucose wird in weiteren Stoffwechselwegen zu Energiespeichern (z.B. Saccharose, Stärke, Inulin, Fructose) oder Baustoffen (v.a. Cellulose), letztlich allen organischen Stoffen der Pflanze umgebaut. Die Bruttogleichung lautet:

6 CO2 + 6 H2O --> 6 O2 + C6H12O6

In vereinfachter Form lassen sich die Vorgänge wie folgt beschreiben:

In der Lichtreaktion wird Wasser photolytisch gespalten, es entstehen Sauerstoff, 2 Protonen und 2 Elektronen. Der Abbau des Protonenüberschusses durch die Thylakoidmembran im Chloroplasten ermöglicht den Aufbau des Energieüberträgers ATP, der für die Vorgänge der Dunkelreaktion benötigt wird. Die Elektronen werden vom Licht energetisch zweimal angeregt und auf NADP+ übertragen ("Redoxäquivalente"). dabei entsteht NADPH/H+.

In der Lichtreaktion wird unter Verwendung des gebildeten NADPH/H+ und ATP aus Wasser und CO2 Traubenzucker (Glucose) gebildet. Die genauen Vorgänge wurden 1955 von Melvin Calvin entschlüsselt, nach ihm ist der "Calvin-Zyklus" benannt.

Phyllodien blattspreitenartig verbreiterte Blattstiele, die eigentliche Spreite ist dabei oft zurückgebildet (z.B. bei Akazien) 

Phyllokladien blattspreitenartig verbreiterte Kurztriebe, oft mit Phyllodien oder Blättern verwechselt (z.B. Ruscus-Arten)

quirlig Stellung der Blätter, wenn mehr als zwei Blätter an einer Stelle einander gegenüberstehen. Wenn die Blätter sehr unterschiedlich groß sind, handelt es sich wahrscheinlich um Blätter mit Nebenblättern.

radiär (-symmetrisch) radförmig symmetrisch; Blüten werden als radiär bezeichnet, wenn sie sich - von oben betrachtet - in alle Richtungen gleichmäßig erstrecken und damit in fast jeder Richtung eine Symmetrieachse gelegt werden kann (s. auch zweiseitig symmetrisch).

Ranke Besonders langes und dünnes s. Blatt oder Fiederblättchen (seltener auch rankende Sproßteile), das sich zum Festhalten der Pflanze an anderen Pflanzen oder der Umgebung bildet. In bestimmten Familien (Kürbisgewächse, Schmetterlingsblütengewächse) sehr verbreitet.

Rispe s. Blütenstand

Sammelfrucht s. Frucht

Scheinfrucht s. Frucht

Schiffchen s. Schmetterlingsblüte

Schließfrucht s. Verbreitung

Schmetterlingsblüte Typische Blütenform der Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceen): 5 Kronblätter sind zu Fahne, Schiffchen (2 oft verwachsene) und zwei Flügeln ausgebildet

Schote s. Frucht

Sporn s. gespornt

Spreublätter Kleine, schuppenförmige, unauffällige Blättchen, die in Blütenkörbchen zwischen den Einzelblüten stehen können.

Sproß In der Regel die oberirdischen Teile der Pflanze (Die Kartoffel ist z.B. Teil eines unterirdischen Sprosses)

Staubblätter s. Blütenaufbau

Streufrucht s. Verbreitung

Steinfrucht s. Frucht

Stempel s. Blütenaufbau

stengelständig Stellung der Blätter am Stengel, im Gegensatz zu grundständig

Sukkulente Pflanzen mit meist stark verdickten Organen als Wasserspeicher, häufige Form der Xeromorphose

Therophyt Pflanze, die als Same überwintert (Klatschmohn)

Traube s. Blütenstand

unpaarig gefiedert s. Blatt

Unterlippe s. Lippenblüte

unterständig Stellung des Fruchtknotens unterhalb der Stelle, wo Kelch- und Kronblätter angewachsen sind. Ein unterständiger Fruchtknoten ist nur von der Seite unterhalb der Blüte zu sehen, nicht von oben. Ein unterständiger Fruchtknoten kann (vor allem bei jungen Blüten) vom Blütenstiel schwierig zu unterscheiden sein (Achtung: wenn ein oberständiger Fruchtknoten von einer Kelchröhre umgeben ist, kann er unterständig wirken!).

Verbreitung Früchte dienen der Verbreitung der in ihnen enthaltenen Samen. Dabei werden Schließfrüchte im Ganzen verbreitet (z.B. Steinobst), Streufrüchte öffnen sich und geben die Samen zur Verbreitung frei. Je nachdem, auf welchem Weg eine effiziente Verbreitung (d.h. Entfernung von der Elternpflanze) erreicht wird, unterscheidet man u.a.:

- Tierverbreitung (Zoochorie), z.B. durch klettende Früchte oder verdauungsresistente Samen in nahrhaften Früchten. Ein Spezialfall stellt die (evolutionär ursprünglich nicht unbedingt selektierte) Verbreitung durch den Menschen dar (Breitwegerich wurde in Nordamerika so zur "Spur des Weißen Mannes")

- Windverbreitung (Anemochorie), z.B. durch Tragflächen (Ahorn) oder Pappushaare (Löwenzahn), die dem Wind Angriffsfläche bieten

- Wasserverbreitung (Hydrochorie), z.B.·schwimmfähige Früchte (Kokosnuss)

- Selbstverbreitung (Autochorie), z.B. explodierende Früchte, die Samen fortschleudern (Spritzgurke, Blauregen, Ginster, Springkraut) oder auf weniger spektakuläre Weise ausstreuen (Mohn)

Manche Pflanzen bilden auch unterschiedliche Früchte, die auf verschiedene Strategien gleichzeitig setzen ("Heterocarpie"). Die Früchte der Ringelblume sind hierbei trimorph, d.h. es gibt drei unterschiedliche Formen.

verwachsen seitlich zusammengewachsen, sodaß aus mehreren Einzelblättern (Kronbl., Kelchbl., Staubbl.) eine Röhre entsteht. Die Röhre kann sehr kurz sein, wenn die Blätter nur am Grund verwachsen sind

wechselständig Stellung der Blätter, wenn sie alle einzeln am Stengel stehen (höchstens zufällig zwei einander gegenüber)

Windverbreitung s. Verbreitung

Wurzel In der Regel die unterirdischen Teile der Pflanze (Es gibt auch z.B. Luftwurzeln oder Pfahlwurzeln, die aus der Erde herausragen sowie unterirdische Sprossteile, z.B. Kartoffel)

Xerophyt Pflanze mit Anpassungen an Trockenheit. Xeromorphosen betreffen z.B. wasserspeichernde Organe (Sukkulenz), verdunstungsgeschützte Blattoberflächen, tiefe Wurzeln, Behaarung als Wind- und Lichtschutz oder Sonderformen der Assimilation, die ein Verschließen der Spaltöffnungen am Tage erlauben (s. CAM).

zweiseitig (symmetrisch) Es gibt nur eine (eventuell senkrecht dazu eine zweite) Symmetrieachse in einer Blüte, da die Kronblätter ungleich groß, farbig oder geformt sind (s.auch radiärsymmetrisch).

Blattaufbau:

lexblatt

Blattformen:

lexbl1
lexbl2
lexbl3
lexbl4
lexbl5
oval lanzettlich pfeilförmig nierenförmig rund/eiförmig
lexbl6
lexbl7
lexbl8
lexbl9
ungeteilt einfach gefiedert doppelt gefiedert gefingert linealisch

Blattränder

lexblr1
lexblr2
lexblr3
lexblr4
lexblr6
gesägt/gezähnt gebuchtet gelappt gekerbt glatt- (ganz-) randig